Galle- Sri Lankas früheres Tor zur Welt  

Galle Kurzportrait Überblick Karte Stichworte

Galle Kurzportrait

Galle (vornehm „Gohl“ gesprochen, aber auch oft von den Einheimischen mit „Galle“ benannt) wurde lange von mir missachtet. Obwohl ich bestimmt 100 mal dort zum Einkaufen alltäglicher Dinge war, entdeckte ich seinen morbiden Charme (nicht böse gemeint) erst bei meinem 14. Besuch auf der Insel. Gut, beim ersten Mal natürlich der Pflichtbesuch der Festung, aber da wurden wir irgendwie schnell rumgeführt und aller naselang quatschten uns Nepper an, die uns alle möglichen antiken Dinge verhökern wollten, die angeblich in Schiffen gefunden wurden, die vor der Festung gesunken waren oder schlicht versenkt wurden. Selbst wenn sie echt gewesen wären, sollte man sich damit nicht am Flughafen erwischen lassen- Ausfuhrverbot! Wen man erwischt, der wird mit Versenken bestraft 🙂

Galle Festungsmauer und Glockenturm

Festungsmauer und Glockenturm


Also irgendwie war es nicht der große Hit. Danach waren Fahrten nach Galle, um Lebensmittel, Baumaterial oder irgendwelche Genehmigungen für unser Hotel zu besorgen, einfach eine Strafe für mich. Warum? Diese Touren führten immer in den neueren Teil der Stadt jenseits der Colombo Road. Und da kommen einige Dinge zusammen, die ich nicht so mag: Menschenmassen, überfüllte Straßen, Nepper und Schlepper, massig Dreck und viele geschmacklose, bunt durcheinander gewürfelte Bauten. Dazu natürlich immer die sengende Hitze. Ansonsten, sorry, vergiß Galle-Neustadt, zumindest nachdem du deine Einkäufe rund um den Busbahnhof gemacht oder deine Euronen gewechselt hast. Und geh oder tuktuke wieder ins Fort vorbei an einem der größten Cricketstadien der Insel. Leider hat es dort seit dem Tsunami keine Spiele mehr gegeben, vorher traf sich dort die Weltelite. Doch zuvor noch ein kurzer Blick in die Geschichte der Stadt. Schon vor 2000 Jahren hat die Bucht als natürlicher Ankerplatz gedient. Die Lage zwischen Asien und dem mittleren Osten machte den Ort zu einem idealen Umschlaghafen.

Galle Holländische Kirche in der Church Street

Holländische Kirche

Die neuere Geschichte beginnt 1505, als die portugiesische Flotte erstmals in der Bucht Zuflucht suchte. Etliche Jahre später bauten sie das erste Fort, ökologisch ausgerichtet aus Lehm und Palmen.

1640 übernahmen die Holländer nach schweren Kämpfen die Stadt, annähernd zeitgleich mit dem Beginn der holländischen Kolonisierung der Insel. Danach entstanden die Festungsanlagen, die bis heute den Namen „Holländisches Fort“ tragen und zum Weltkulturerbe gehören.

Der Hafen gewann mit dem Einmarsch der Engländer noch weiter an Bedeutung, ja er war DER Hafen Ceylons sowohl für Passagier- und Frachtschiffe. An geschäftigen Tagen sollen bis zu 700 Reisende angekommen sein, Handel und Wandel sowie Hotellerie waren auf einem Höhepunkt. Die Stadt boomte, waren doch nicht zuletzt oft Gold und Edelsteine Kaufobjekte.

Es muss ein Platz wie aus 1001 Nacht gewesen sein und für die Händler Galles das Paradies auf Erden! Doch gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam der jähe Fall, den Colombo wurde favorisiert und sein Hafen ausgebaut.

Ab 1890 legten die Dampfer aus aller Welt fast nur noch in Colombo an.

Was Galle blieb ist sein imposantes Fort mit mächtigen Wallanlagen, denen selbst der Tsunami 2004 nichts anhaben konnte.

 

Und Galle blieb eine wundervolle Altstadt inmitten der Festungsmauern, die maßgeblich den Holländern zu verdanken ist. Sie hinterließen prächtige, großzügig bemessene Villen mit weiten Verandas, gestützt von Rundpfeilern und geschützt von Holzjalousien. Mehrere evangelische Kirchen („Dutch Reformed Church“) sind gut erhalten und gepflegt.

Wenn man das gewaltige Tor in das Fort passiert hat, braucht man eigentlich nur die Church Street hinunter laufen. Die Straße ist gesäumt mit alten Villen, von denen die schönsten heute als Hotels, Kunstgewerbeläden und Galerien dienen, als Beispiele hier nur „Galle Fort Hotel“, wo wir einen gemütlichen Platz für eine kleine Erfrischung fanden und die Läden „Barefoot“ und „Elephant Walk“, doch Bilder sagen mehr als Worte.

Das Schöne: in der Altstadt scheinen die Uhren langsamer zu laufen, viiieeel weniger Verkehr, alles ist sehr beschaulich und relaxt. Rechts und links von der Church findet man problemlos noch so manches nette Cafe mit vielen netten Kleinigkeiten auf der Karte. Die bunteste Sammlung antiker Dinge findet ihr im Historical Mansion Museum in der Leyn Baan Street. Museum ist etwas irreführend, auch hier kann/soll man kaufen, also nicht überrumpeln lassen.

Schließlich langt ihr nach 1,2,3 Stunden an der gewaltigen Außenmauer an, wo es noch einen Leuchtturm, eine adrette Moschee und fröhlich badende Einheimische zu sehen gibt. Hier sind dann wieder einige Nepper unterwegs-konsequentes „Nein“, weitergehen, nicht mehr umdrehen…

Zum Abschluss dann noch Lunch oder Dinner mit Blick aufs Meer und die Festung in einem gepflegten Restaurant mit riesiger Dachterrasse (man sieht es, Name habe ich leider vergessen).

Alles in allem: ein schöner Bummel durch eine Altstadt, die sich viel von ihrem früheren Charme erhalten hat.

Die entsprechenden Fotos habe ich in der Fotogalerie abgelegt. Viel Spass beim Stöbern und vielleicht später in „Gohl“.