Archivartikel von 2006/2007

Starke Gegensätze in Sri Lanka

 

Trotz des sich verschärfenden bewaffneten Konfliktes im Land und der noch immer miserablen Infrastruktur boomt die Wirtschaft. In 2006 betrug das Wirtschaftswachstum rund 7 % und der Börsenindex von Sri Lanka, der ASPI, erreichte Anfang November mit 2558 Punkten ein neues Alltime-High. Erfreulich auch die Reduzierung der Arbeitslosigkeit auf 6,3 %. Trotzdem bleibt das Armutsproblem: Rund 25 % der Bevölkerung leben unter der hiesigen Armutsgrenze von 2000 Rupien pro Monat, das sind nicht einmal 15 €!! Gerade sie haben mit der hohen Inflation von 10-12 % jährlich zu kämpfen. Subventionen von Grundnahrungsmitteln durch die Regierung schaffen hier nur wenig Linderung. Vor allem verhindern solche Zuschüsse die Entwicklung eines funktionierenden Marktes und Wettbewerbs, was wohl immer noch das beste Mittel gegen Preissteigerungen ist. Ebenso kann Sri Lanka nur bedingt das Wirtschaftswachstum anderer asiatischer Staaten wiederholen. Neben behördlicher Überregulierung, schlechter Infrastruktur, geringer Innovationskraft fehlt es vor allem an kontinuierlichen

 

Investitionen. Lagen diese in anderen Boom-Ländern bei 35-40 % des Bruttosozialprodukts, sind es hier nur um die 25 %.

Noch eine interessante Zahl: die Bodenpreise in guten Gegenden von Colombo liegen bei sagenhaften 2000 €/qm. Hauptgrund ist eine offenbar völlig fehlende Stadtplanung und Ordnungspolitik. Wo man auch hinguckt: (fast) überall Slums und Wildwuchs. Bretterverschläge dienen als Geschäfte, Lagerräume und Werkstätten. Die Architektur ist chaotisch, jeder baut, wie er will. Im Stadtteil Panchikawatte soll es nun besser werden: 2046 Hütten sollen umgesiedelt werden, um einheitliche Gewerbeflächen zu schaffen. Nun, in 5 Jahren wird man sehen, ob dieses ambitionierte Vorhaben dem enormen Zuzugsdruck nach Colombo standhält.

 

03.12.06

Sri Lanka: Kritische Kommentare zum Budget 2007

Nur heiße Luft??

Wie ich bereits in einem früheren Bericht schrieb, will die srilankische Regierung 2007 verstärkt in die Infrastruktur und Entwicklung ländlicher Gebiete speziell im Süden des Landes investieren.

Geplant ist u.a. auch der Bau von Häusern für 60.000 Slumbewohner in und um Colombo sowie spezielle Programme für Tsunami-Opfer.

Experten fragen sich allerdings, wie solche ehrgeizigen Projekte finanziert werden sollen.

Die Crux ist, dass der Verteidigungshaushalt parallel um 45 % aufgestockt wird und die Steuereinnahmen sind wackelig – hier wurden zahlreiche Erleichterungen versprochen.

Ausländische Investoren würden in der jetzigen Situation wohl kaum im großen Stil Kapital ins Land pumpen.  Und Kreditaufnahmen werden durch die hohen Zinsen in Sri Lanka zu enormen Belastungen.

Hauptkriterien für einen Erfolg der Vorhaben sind eine Beendigung des Bürgerkrieges sowie die Einführung eines effizienten Steuersystems. Während manche Firmen mit bis zu 70 % belastet sind, rutschen viele ohne Steuern durchs Netz.

27.11.06

 

Regierung von Sri Lanka unter internationalem Druck

Menschenrechte unzureichend gewährleistet

 

Nachdem die EU die LTTE (Tamil Tigers) Anfang des Jahres als Terrororganisation eingestuft hatte, atmete man in Colombo zunächst auf und fühlte sich im unerbittlichen Kampf gegen die Tiger bestätigt. Nun jedoch gerät die singhalesische Regierung unter Präsident Rajapakse zunehmend selbst in die Schusslinie der Kritik aus dem Ausland. Auslöser waren 3 Ereignisse im November, die die Menschenrechtssituation im Land in einem düsteren Licht erscheinen lassen.

Während der Gesandte der UN für „Kinder in bewaffneten Konflikten“ Allan Rock zu einer Aufklärungsmission im Land weilte, wurde zunächst ein Flüchtlingscamp in Vakarai von der Luftwaffe bombardiert. Man hatte angenommen, dass sich dort Guerillas versteckt hielten und von dort aus operierten. Schreckliche Bilanz: 50 Tote und mehr als 100 Verletzte, viele von Ihnen unschuldige Frauen und Kinder. Bereits in der Vergangenheit war Sri Lanka mehrfach für solche

„Irrtümer“ mit hohen Opferzahlen hart kritisiert worden. Kurz darauf wurde der tamilische Oppositionspolitiker und Parlamentsmitglied Raviraj in seinem Wohngebiet auf offener Straße erschossen. Diese Gegend gilt als Hochsicherheitszone und es gibt Vermutungen, dass der Politiker wegen seiner heftigen Kritik an der Regierung ermordet wurde. In diesem Fall wird noch von Scotland Yard ermittelt. Die Bombe platzte aber endgültig, als Botschafter Rock Bilanz seines Kontrollbesuches zog: Es gäbe handfeste Beweise dafür, dass nicht nur die tamilische LTTE Kinder als Soldaten missbrauche, sondern dass auch die Karuna-Gruppe (tamilische militante

Gegenbewegung zur LTTE) solche Verbrechen begingen und dies mit Unterstützung bestimmter Kreise der Armee von Sri Lanka!! Dies wurde zwar von der Regierung heftig bestritten, aber keinesfalls widerlegt. Das Dementi klang sehr angefressen, aber wenig substantiell nach dem Motto: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“ Der Präsident selbst, der gerade seinen 1.Jahrestag im Amt beging, soll außer sich gewesen sein. Nun soll Rocks Bericht im Januar dem

UN-Sicherheitsrat übergeben werden. Sri Lanka könnte sich zunehmend international isolieren, wenn nicht glaubhafte Maßnahmen zur Aufklärung und Beseitigung eklatanter Menschenrechtsverletzungen im Land ergriffen werden.

Umgehend zeigte auch das große Nachbarland Indien, traditionell an der Seite der Tamilen, die gelbe Karte: der ethnische Konflikt im Land wäre militärisch nicht zu lösen, sondern müsse im Rahmen eines einheitlichen, aber föderalen Sri Lanka gelöst werden. Eine wirkliche Machtteilung sei dafür unablässig. Gespräche zwischen Delhi und Colombo auf höchster Ebene sind anberaumt.

Bezeichnend für die unbefriedigende Situation auf der Insel ist auch ein Interview, das die frühere srilankische Präsidentin Chandrika Bandaranaike Kumaratunga dem „Sunday Leader“ am 12.11.2006 gab. Sie beklagt, dass nach der Machtübernahme durch Rajapakse zunehmend radikale Kräfte Einfluss gewonnen haben. Dadurch wäre auch der Friedensprozess im Land torpediert worden und altes Denken über die Lösung des ethnischen Konfliktes hätte wieder Einzug gehalten. Sie selbst, Kumaratunga, fühle sich nicht sicher und willkommen im Land. Mehrfach sei sie öffentlich und inoffiziell vom Präsidenten und seinem Stab brüskiert und verunglimpft worden.

 

Auch die Menschenrechtsorganisation „Human Right’s Watch“ schlägt Alarm. Der ranghohe Vertreter der Organisation, James Ross schrieb dazu am 19. November 2006: „Wir hoffen das die Regierung von Sri Lanka sofortige Maßnahmen ergreift, diesen tragischen Missbrauch zu beenden und diese Kinder (Anm.: die als Soldaten rekrutiert wurden) sicher zu ihren Familien zurück zu bringen.“ Er äußerte große Zweifel am Willen des Staates, Menschenrechtsverletzungen aufzuklären. Zwar würden immer wieder Sonderkommissionen gebildet, aber die Vergangenheit hätte gezeigt, dass sich die Ermittlungen ewig hinzögen und letztlich im Sande verliefen. Der Zeugenschutz sei unzureichend, Zeugen müssten mit heftigen Repressalien rechnen. Ross forderte eine ständige internationale Überwachung der Menschenrechte in Sri Lanka. Für den Fall weiterer Verstöße müsse man über Sanktionen gegen das Land wie Handelsembargos, Einfrieren von Bankkonten, Stopp von Waffenlieferungen) nachdenken.  Auch Amnesty International hält sofortige internationale Kontrolle und Aufklärung für dringend notwendig, um eine weitere Verschlimmerung zu verhindern.

Mit Spannung darf auch dem Besuch von Manfred Nowak, Berichterstatter der UN-Kommission gegen Folter vom 27.1. bis 2.2.2007 entgegen gesehen werden.

 

27.11.06

 

 

 

 

 

Lage, Situation und Sicherheit in Sri Lanka,

Raum Galle

In letzter Zeit häufen sich auch bei uns die Anfragen bezüglich der Sicherheitslage

in Sri Lanka. Viele möchten gern kommen, sind aber wegen der Meldungen beunruhigt.

Ich kann diese Befürchtungen gut verstehen.

Leider entsteht aber durch die Medien auch ein falsches Bild, man

denkt, es wird überall geschossen und gebombt, Mord und Totschlag im Land weit und breit.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle meine eigenen Eindrücke wiedergeben.

Ich will die Lage in und um Galle nicht beschönigen, aber vielleicht doch etwas differenzierter darstellen als in den Nachrichten.

Ich bin seit 20.10. 2006 hier, war öfter in Galle und Colombo, bin Zug und Bus

gefahren, alles problemlos. Es gab einen ca. zweistündigen

Anschlag am 18. Oktober auf eine Marinebasis in Galle.

Die Tamil Tigers attackieren jedoch keine Hotels, schon gar nicht

solche winzigen wie unseres („Wilde Ananas“), denn damit würde sie sich völlig

isolieren und jede internationale

Unterstützung verlieren, auf die sie aber angewiesen sind.

Jeden Tag fahren wir nach Galle zum Einkaufen, noch nie hat einer der Angestellten oder ich selbst dabei irgendwelche brenzligen Situationen erlebt.

Die Abholung vom Airport ist so sicher wie es irgend geht: ein Bus/Kleinbus mit

Touristen ist aus dem oben genannten Grund noch NIE angegriffen wurden.

Die Gäste, die gerade hier sind und waren sind ohne eine Spur von Gefahr vom Flughafen hin- und zurückgefahren.

Und glauben Sie mir: hier vor Ort in unserem Hotel und ringsherum ist es

absolut ruhig wie die letzten 20 Jahre auch schon in dieser Gegend,

Keinerlei Unruhen, dass kennt man hier einfach nicht.

Im Haus, am Strand- alles paradiesisch friedlich.

 

Wenn es nur die Spur einer Gefahr gäbe, würde ich selbst auch die

Koffer packen, aber es gibt wirklich keinen Grund dafür.

Man kann einfach einen ganz herrlichen Strandurlaub verleben.

 

Nebenbei: das Wetter ist seit 2 Wochen phantastisch.

 

 

13.11.06

 

Neuer Geldschein in Sri Lanka

Die 2000-Rupie-Note ist da !

 

Bei meinen nunmehr 12 Besuchen habe ich ihn herbeigesehnt. Nun ist mein Flehen

Erhört worden und endlich gibt es einen Schein mit einem höheren Nennwert.

Bis vor kurzem war bei 1000 Rupien Schluss (ca. 8,50 €) Tauschte man als z.B. 500 € zu einem Kurs von 1 zu 130, erhielt man als Gegenwert 65000 Rupien oder anders gesagt 65 der 1000-Rupie-Scheine. Es konnten aber auch schon mal 130 der 500 er sein. Nun wird alles leichter, zumindest das Zählen beim Umtausch. Die neue Marie ist auch fälschungssicherer durch Wasserzeichen, Metallstreifen und erhabene Stellen.

Der Wermutstropfen: Niemand wird herausgeben können. Schon mit dem 1000er löst man oft den Notstand in kleinen Läden und Kneipen aus. Also immer genügend 50er und 100er

dabei haben und nicht ohne Not aus der hand geben. Schade, heute auf der Bank war der 2000er schon vergriffen, Foto folgt, sowie ich einen habe.

 

02.11.2006

 

 

 

Ein seltsames Spiel hält Sri Lanka in Atem

Cricket, Cricket und nochmals Cricket

 

Auf Sri Lanka ist Cricket die absolute Top-Sportart, die besten Spieler sind Nationalhelden.

Seit dem 20.10.06 bin ich im Lande und allabendlich läuft dasselbe Spiel

(im Fernsehen) ab: CRICKET. Die Situation ist vergleichbar mit der in Deutschland

während der WM. Alles dreht sich nur um ein Thema, denn in Indien spielen derzeit die

10 ? besten Teams der Welt eine Art Zwischen-WM aus, die so genannte Trophy.

Sri Lanka gehört seit Jahren zu den führenden Cricket-Nationen, wurde gar 1996 Weltmeister im eigenen Lande. Gegner sind fast ausschließlich Commonwealth-Staaten.

Allen voran natürlich Old England, die Aussies, Trinidad (wir erinnern uns: auch im Fußball

bei der WM dabei), Indien, Südafrika usw.

Das Spiel selbst hat nur für Insider einen Unterhaltungswert, denn eigentlich ist alles recht statisch und monoton. Ein Player von Mannschaft A wirft, der Spieler von B versucht den Ball zu treffen und möglichst in die Zuschauerränge zu dreschen (gelingt ehr selten). Das verhindern nämlich die anderen Jungs von A, die den Ball abfangen. Spannend ist es wohl nur durch etliche spezielle Punktregeln, gegen die unsere Abseitsregel simpel ist.

Auf die Frage, wie es steht, gibt es somit selten eine klare Antwort, nur eins ist  jetzt  schon klar: Für Sri Lanka wird 2006 kein Jubeljahr, aber wie gesagt: zur aktuellen Platzierung- nichts Genaues weiß man nicht. Auf jeden Fall hat man gegen Bangladesch, Zimbabwe, Neuseeland und Trinidad (West Indies) gewonnen und gegen Südafrika und Pakistan verloren. So ein Spielchen dauert übrigens  3-4 Stunden, manchmal geht’s am nächsten Tag weiter. He, in dieser Zeit sehen wir ja 3 Bundesligaspiele. Aber egal: andere Länder, andere Spiele. Und morgen heißt es wieder Daumendrücken für das hiesige Team. Solange lese ich mich bei wikipedia eben noch ein wenig ein.

 

02.11.06

 

 

 

Oktoberfest in Colombo

Deutsche Bierseligkeit in den Tropen??

 

Das „German Restaurant“ in Colombo holt das Oktoberfest nach Sri Lanka. Vom 26.bis 28.10.2006 geht in einem Festzelt die Post ab. Dazu gibt’s ein spezielles Menü sowie zwischen 18 und 21 Uhr Fassbier „2 für 1“ und für Ladies ein Glass Wein gratis.

Für Tanzmusik ist gesorgt. Ein Oktoberfest wie kein anderes versprechen die Veranstalter- ohne Zweifel wird es das werden.

Die Partyadresse: No. 11, Galle Face Court II, Colombo 3

 

Flughafen Colombo zu klein für den A 380

Vergrößerung der Landebahn für 2008 geplant

 

Wie die Regierung Sri Lankas mitteilte, sind umfangreiche Arbeiten am einzigen internationalen Airport notwendig, um den Super-Jumbo A380 handeln zu können.

Die Landebahn wird von 45 auf 60 Fuß verbreitert sowie der Belag erneuert.

Die Arbeiten sollen 2008 beginnen und ca. 10 Monate dauern. Dafür wird der Flughafen täglich 8 bis 9 Stunden in der verkehrsarmen Zeit geschlossen.

2009 kann der A 380 dann kommen. Insbesondere die Fluglinie „Emirates“ plant die Nutzung

des Doppeldecker-Jumbos. Sri Lanka hat jährlich rund 500.000 Besucher; fast alle landen in Colombo. 10 Ankünfte und 8 Abflüge können pro Stunde abgefertigt werden.