Neujahrsfest in Sri Lanka am 13. und 14. April 2007


Neujahrsschmaus in Sri Lanka

Neujahrsschmaus

Traditionell feiert man in Sri Lanka im April den Beginn eines neuen Jahres.

Andere Bezeichnungen dafür sind „Singhalese New Year“ oder „The April New Year Festival“.

Die Bedeutung dieses Festes ist durchaus mit Weihnachten vergleichbar: die Familien kommen zusammen, feiern, essen, trinken gemeinsam und natürlich gibt es auch verschiedene Rituale und Traditionen. Das öffentliche Leben kommt fast zum Erliegen, die meisten Geschäfte und kleinen Kneipen sind geschlossen, fast jeder hat frei. Wer individuell im Land unterwegs ist, sollte sich deshalb vorab mit allem Nötigen für diese Zeit eindecken.

Obwohl ich schon an die 15 Mal in Sri Lanka war, werde ich 2007 erstmals bei diesem Feiertag Nr. 1 auf der Insel dabei sein. Deshalb habe ich mich über die Hintergründe ein wenig informiert.

Zunächst stellt sich natürlich die Frage, warum mitten in „unserem“ Jahr ein neues Jahr beginnt.

Die Antwort liegt darin, dass für die Inselbewohner zu dieser Zeit, also Mitte April, ein neues

SONNEN-JAHR beginnt. Als Beginn eines Sonnenjahres wird der Übergang der Sonne aus dem Sternzeichen Fische in das Sternzeichen Widder angesehen. Annähernd entspricht dies dem Frühlingsbeginn in unserem Verständnis. Und auch wir haben ein bedeutendes Ereignis in dieser Zeit, nämlich unser Osterfest. Auch Ostern war ursprünglich ein Ritual, um den Beginn des Frühlings zu feiern, ein Fruchtbarkeits-Fest (Hase und Eier als Symbole dafür!!). Und eine analoge Bedeutung hat das Neujahrsfest auf Sri Lanka. Es zeigt an, dass mit dem Lauf der Sonne ein neuer Zyklus von Saat, Reife und Ernte anbricht, was in einem landwirtschaftlich geprägten Land natürlich immens wichtig ist.
Dementsprechend ernst (oder lustig) wird es auch begangen.

Typisches Gebäck zum Neuen Jahr

Zum neuen Jahr gibt es allerlei Leckereien

Das Schöne ist: Neujahr eint Singhalesen und Tamilen, Hindus und Buddhisten, denn es wird von der überwiegenden Zahl der „Srilankaner“ gleichermaßen gefeiert. Ein Beleg mehr dafür, dass dieser Feiertag ursprünglich nicht religiös begründet ist.

Die Neujahrszeit in Sri Lanka kennzeichnet also den Beginn eines neuen Sonnenzyklus, der wie gesagt, vor Urzeiten von den Astrologen auf den Eintritt der Sonne in das Sternzeichen „Widder“ gelegt wurde. Gleichzeitig ist dieses Festival aber auch eine Form der Verehrung und Anbetung des Sonnengottes. Hier kommt noch ein besonderer Aspekt ins Spiel:

Das so genannte „nonagate“, die Zeit zwischen den Jahren.

Dahinter steckt die Vorstellung, dass es eine Zeit gibt, in der der Sonnengott weder im alten noch im neuen Jahr ist, also in einer Art Niemands-Zeit. Diese, ebenfalls astrologisch zu berechnende Zeit des Transits, löste traditionell Angst und Unbehagen bei den Menschen aus. Wie kann der Sonnengott über uns wachen, uns beistehen, wenn er weder hier noch da ist? Aus dieser furchtbesetzten Situation heraus wurden zahlreiche Verhaltensvorschriften abgeleitet, die in der Nicht-Zeit noch heute befolgt werden.

Da Sonne immer mit Fruchtbarkeit verbunden wurde, ist es zunächst verboten, 3 wichtige Fruchtbarkeitssymbole zu berühren oder mit Ihnen umzugehen.

  • Das erste Symbol ist Wasser. Erst am Ende der Nicht-Zeit wird wieder symbolisch ein neuer Krug mit Wasser ins Haus gebracht.
  • Zweitens werden alle Feuer vor dem „nonagate“ gelöscht und mit dem Beginn des neuen Jahres wird das Feuer wieder entfacht.
Mit Milchreis, Kiribat genannt, beginnt das Neue Jahr

Mit Milchreis beginnt das Neue Jahr

  • Das dritte Symbol ist Milch. Sie wird zurückgebracht, indem als erste Mahlzeit im neuen Jahr Milchreis (Kiribat) gekocht wird.
  • Ebenso ist in dieser besonderen Zeit Arbeit verboten. Anstelle dessen soll man spielen/feiern oder sich zu Gebet und Andacht in den Tempel begeben. Überhaupt wird der Tempel als sicherster Ort während der gefährlichen Nicht-Zeit angesehen. So wird man in der Neujahrszeit immer viele Menschen in den Tempeln antreffen, wo mit vielen Aktivitäten altes wie neues Jahr gesegnet werden, zumeist in Form von „Chanting of Pirit“, also dem Singen von segensreichen Gebeten etc.

Für Zuhause gibt es zahlreiche Spiele und traditionelle Aktivitäten, z.B. Schaukeln (ja, wirklich Schaukeln) oder das Spiel der kämpfenden Kokosnüsse, eine Art Tontaubenschießen, wobei sowohl Taube wie Geschoß eine Kokosnuss sind. Es wird viel gesungen, diverse Brettspiele sind üblich und natürlich leckeres Essen, z.B. das Curry mit 7 Gerichten. Die Zahl 7 steht in Verbindung mit der Göttin der Fruchtbarkeit Pattini, die angeblich 7mal geboren wurde.

Kurz und gut: es wird sicher eine interessante Zeit werden zwischen den Jahren und ich freue mich riesig, dass ich dieses Mal dabei sein kann.